Vorname, Name: Daniel Roeder
Als Schiedsrichter aktiv seit: 2006
Spielklassen aktiv: bis zur Herren Verbandsliga und U19 Oberliga Baden-Württemberg
1.) Wie ist es dazu gekommen, dass du Schiedsrichter geworden bist?
Ich habe von der F-Jugend bis zur A-Jugend beim SV Kollmarsreute 10 Jahre Fußball gespielt. Aufgrund von Meniskus-Problemen musste ich leider meine linke Außenbahn verlassen :-)
Hans Kaltenbach hat mich damals gefragt, ob ich nicht den Schiedsrichterlehrgang machen wolle. Da normales laufen und rennen noch möglich ist, habe ich mich dazu entschlossen den Lehrgang zu besuchen um dem Fußball so erhalten bleiben zu können - und habe das bis heute nicht bereut!
2.) „Ohne Schiedsrichter geht an den Wochenende nichts!“ Fühlst du dich als Schiedsrichter immer richtig und fair behandelt?
Emotionen gehören zum Fußball wie das Amen in die Kirche! Ohne Emotionen von Spielern und Fans wäre dieses Hobby nur halb so schön! Da ich selbst ein sehr „emotionaler“ Spieler war, habe ich auch großes Verständnis für Spieler die mit Herzblut dabei sind.
Leider ist jedoch seit ca. 2 Jahren feststellbar, dass der Respekt vor dem Schiedsrichter immer mehr sinkt - die Hemmschwelle zu tiefgründigen Beleidigungen ist auf einen Tiefstand gesunken.
In meinen Augen wird gerade von den Zuschauern der Schiedsrichter inzwischen als „Freiwild“ gesehen. Beleidigungen wie „Wichser, Hurensohn, Arschloch etc.“ gehören fast jedes Wochenende einfach schon dazu. Man stumpft ab und akzeptiert das inzwischen - unglaublich aber wahr!
Diese Entwicklung schreckt sehr viele junge Leute ab Schiedsrichter zu werden. Ich kenne auch nur wenige Leute die sich gerne Wochenende für Wochenende freiwillig beleidigen lassen...
Es gibt jedoch noch Ausnahmen. Zum Glück! Dort sind die normalen Emotionen bei Spielen und Zuschauern vorhanden und da müssen wir wieder alle hinkommen!
Ohne den SBFV im Rücken, der dafür die richtigen Regularien festlegen muss, wird die Abwärtsspirale aber nicht aufhaltbar sein.
In meinen Augen benötigt es bei jedem Verein einen Fanbeauftragten der in Ausnahmesituationen einfach dafür sorgt, dass das ganze im Rahmen bleibt.
Man muss sich nur mal vorstellen, dass es inzwischen im Amateurfußball Gruppen gibt, die sich nur auf dem Sportplatz treffen um den Schiedsrichter zu beleidigen oder zu bespucken. Ich denke, das sagt schon alles aus!
Es muss dringend gehandelt werden, sonst werden zukünftig auch höchstwahrscheinlich weitere Ligen unter Vereinsleitung gestellt werden müssen. Und ich denke, dass will auch keiner der Zuschauer...!
3.) Was war dein bisher spannendster und interessanter Einsatz als Schiedsrichter?
entscheidendes Aufstiegsspiel in die Herren Oberliga Baden-Württemberg beim 1. VfR Pforzheim vor 3.000 Zuschauern.
4.) Warum sollen sich junge Menschen heutzutage dazu entscheiden, Schiedsrichter zu werden?
Das ist eine sehr gute Frage. Aufgrund der vorhin beschriebenen aktuellen Lage ist diese Frage ehrlich gesagt nicht einfach zu beantworten.
Man merkt definitiv, dass sich in den letzten Jahr im Schiedsrichterwesen sich einiges positives getan hat und bestimmte Dinge auf einen neuen Stand gebracht wurden, was den Schiedsrichtern zugute kam.
Des Weiteren ist positiv zu erwähnen, dass der Zusammenhalt unter den Schiedsrichter klasse ist! Gerade wenn man gemeinsam im Team unterwegs ist macht das Hobby richtig Spaß!
Jedes Wochenende stellt einem vor eine neue Herausforderungen, was das Ganze spannend macht. Charakterlich wächst man sehr an den Aufgaben als Schiedsrichter und profitiert davon auch im beruflichen Umfeld.
Gerne stehe ich für weitere Details zur Schiedsrichterei persönlich zur Verfügung und würde mich über neuen Nachwuchs jedes Alters freuen:
Es lohnt sich Schiedsrichter zu werden, wenn man bereit dafür ist, auch hin und wieder Beleidigungen einstecken zu können - schlussendlich überwiegen jedoch immer noch die positiven Erlebnisse!